WAS IST EIN CLUSTER-KOPFSCHMERZ?

Mann hält Hand vor Auge
Mann hält Hand vor Auge

Cluster-Kopfschmerzen gelten als die schlimmsten Kopfschmerzen überhaupt. Abgeleitet vom englischen Begriff Cluster tritt diese Form der Kopfschmerzen in anfallsartiger Form auf. Der Cluster-Kopfschmerz gehört, wie die Migräne auch, zu den primären Kopfschmerzerkrankungen, also zu den Kopfschmerzarten, denen keinen körperliche Ursache zugrunde liegt. Anders als übliche Kopfschmerzen spricht der Cluster nicht auf klassische Medikamente an. Treten Cluster-Kopfschmerzen auf, sind hauptsächlich die Bereiche um die Schläfen, die Augen und die Nase betroffen. Diese heftigen Kopfschmerzanfälle, die landläufig auch Selbstmord-Kopfschmerz genannt werden, können in unregelmäßigen Abständen immer wiederkehren. Viele Betroffene durchleiden mehrere Cluster-Anfälle binnen weniger Wochen und sind dann wieder einige Monate bis Jahre beschwerdefrei.

Zahlen im Überblick

Der echte Cluster-Kopfschmerz, nicht zu verwechseln mit anderen Kopfschmerzerkrankungen und der Migräne, tritt nur relativ selten auf. In Deutschland sind etwa 200.000 Menschen betroffen, darunter deutlich mehr Männer als Frauen. Cluster-Kopfschmerzen treten üblicherweise rund um das 30. Lebensjahr erstmalig auf, in der Regel aber mindestens nach dem 28. Lebensjahr. Jüngere Menschen sind hingegen äußerst selten betroffen.

Wer einmal eine Cluster-Episode durchleben musste, wird leider aller Wahrscheinlichkeit nach immer wieder an Cluster-Anfällen leiden, denn in mehr als zwei Drittel aller Fälle geht der Cluster-Kopfschmerz in eine episodische Verlaufsform über, etwa zehn Prozent entwickeln sogar einen chronischen Krankheitsverlauf. Dass der Cluster-Kopfschmerz spontan wieder verschwindet, ist hingegen eher selten. Höchstens im höheren Lebensalter kann die Krankheit nach und nach wieder abklingen, einige Patienten sind dann wieder gänzlich beschwerdefrei.

Die Ursachen des Cluster-Kopfschmerzes

Die Ursachen und Auslöser für diese extremste Art der Kopfschmerzen sind bislang zwar nicht unerforscht, aber dennoch weitestgehend unbekannt. Jahrelang wurden Betroffene aufgrund der Annahme behandelt, der Cluster entstünde wegen entzündlicher Prozesse der Blutgefäße des Schädels. Heute ist zumindest klar, dass dies nicht der Fall ist.

Fakt ist jedoch, dass die Schmerzweiterleitung beim Auftreten einer Cluster-Attacke erheblich gestört ist. Im Bereich des fünften großen Hirnnervs, des sogenannten Trigeminus, werden die schmerzweiterleitenden Nervenfasern spontan überstimuliert, was den Stoffwechsel des Gehirns durcheinander bringt. Der Extremkopfschmerz selbst entsteht dann vermutlich im Hypothalamus. Der Hypothalamus steuert den menschlichen Bio-Rhythmus, unter anderem auch die Schlaf- und Wachphasen. In diesem Zusammenhang erklärt sich auch, warum de Cluster-Anfälle in der Regel nachts auftreten, nämlich dann, wenn die menschliche Hirnaktivität am niedrigsten ist.

Hormonelle Schwankungen und depressive Episoden können den Cluster-Kopfschmerz aus dem Winterschlaf wecken

Übermäßig häufig leiden Betroffene unter Cluster-Kopfschmerzen, wenn der Herbst oder der Frühling ins Haus stehen. Zu diesen Jahreszeiten sind hormonelle Schwankungen besonders häufig. Darüber hinaus stehen auch Depressionen und depressive Episoden in Verdacht, in der Frühjahrs- und Herbstzeit ausgeprägter zu sein als im Rest des Jahres. Gerät der Hormonhaushalt aus den Fugen, produziert das Gehirn also beispielsweise vermehrt Serotonin oder Melatonin, kann ein Cluster-Kopfschmerz leichter entstehen als bei normalen Hormonverhältnissen. Untersuchungen belegen diese These insofern, als dass bei Cluster-Patienten während einer akuten Schmerzphase übermäßig häufig Störungen im Hormonhaushalt nachgewiesen werden konnten.

Symptome: Wenn der Cluster bohrt

Cluster-Kopfschmerzen sind die stärksten und unerträglichsten Schmerzen überhaupt. Je nach individuellem Schmerzempfinden können sie sogar als lebensbedrohlich wahrgenommen werden, obwohl sie das nicht sind. Der Cluster-Kopfschmerz macht sich in vielen Fällen im Vorfeld nicht bemerkbar, stattdessen werden Betroffene meist im Schlaf überrascht. Ein Cluster-Anfall tritt klassischerweise einseitig auf, er dauert bis zu drei Stunden. Neben den unheimlich starken Kopfschmerzen treten vor allem folgende Symptome auf:

  • Unruhe und Umtriebigkeit
  • Rötungen der Bindehaut
  • Schweißbildung auf der Stirn oder einer Gesichtshälfte
  • Augentränen
  • Lidschwellungen
  • Fließschnupfen oder verstopfte Nase
  • Verformung des Augenlids
  • Pupillenverengung

Diese Symptome treten, genau wie der Kopfschmerz, nur einseitig auf. Betroffen ist die Seite, auf der auch der Schmerz sitzt. Bei mehr als zwei Drittel aller Cluster-Patienten ist im Laufe der Jahre immer dieselbe Kopfhälfte betroffen.

Der Schmerzcharakter eines Cluster-Anfalls

Cluster-Kopfschmerzen fühlen sich bohrend und reißend an, sie gehen nicht selten mit einem Brennen der betroffenen Schädelhälfte einher. Die Kopfschmerzen sind derart stark, dass die Betroffenen während einer Attacke dazu neigen, sich körperlich zu bewegen und anzustrengen. Anders als bei Migräne, die durch Ruhe und Entspannung zu lindern ist, wird der Cluster-Kopfschmerz nicht besser, wenn Betroffene sich hinlegen. Stattdessen versuchen sie den Schmerz durch körperliche Umtriebigkeit erträglicher zu machen. Viele betroffene schlagen sich während einer Attacke selbst gegen den Kopf, schaukeln mit dem Oberkörper und pressen den Kopf zwischen zwei Kissen, dieses selbststimulierende Verhalten ist bei Schmerzattacken völlig normal und dient in erster Linie der Ablenkung.

Der Cluster kommt meistens nachts

Bevor der eigentliche Cluster-Kopfschmerz auftritt, kündigt er sich bei einigen Betroffenen durch eine Aura an. Insbesondere im Schlaf wird die Aura jedoch nicht wahrgenommen. Aus diesem Grund kann sie also nur dann als Vorbote gewertet werden, wenn der Cluster tagsüber zuschlägt. Das zeitliche Verteilungsmuster der Kopfschmerzanfälle erstreckt sich einmal über die Mittagszeit und zum anderen über die sehr frühen Morgenstunden. Am häufigsten kommt es jedoch kurz nach dem Einschlafen zu Cluster-Attacken, die den Betroffenen unsanft aus dem Schlaf reißen.

Häufigkeit der Schmerzattacken

Der Cluster-Kopfschmerz ist ein episodischer Kopfschmerz. Das heißt, er tritt in Episoden auf und innerhalb dieser Episoden erleiden Betroffene in der Regel mehrere Anfälle. Befindet sich ein Betroffener beispielsweise gerade in einer Cluster-Episode, so durchleidet er mindestens jeden zweiten Tag eine Kopfschmerzattacke, maximal jedoch fünf bis acht Attacken täglich. Die Cluster-Episoden können unterschiedlich lang andauern, in der Regel ist eine Episode jedoch nach etwa zwei bis sechs Wochen überstanden. Es können sich beschwerdefreie Episoden von mehreren Monaten oder sogar Jahren anschließen.

Die Folgen des Cluster-Kopfschmerzes

Während der Schmerzepisoden ist der Cluster-Kopfschmerz ein lebensveränderndes und lebensbestimmendes Leiden. Betroffene können während der Schmerzanfälle weder arbeiten noch anderweitig das Haus verlassen. Aufgrund der Schmerzintensität benötigt der Körper auch nach einer Attacke noch einige Stunden bis Tage Zeit, um sich von den Strapazen zu erholen.

Von Arbeitsunfähigkeit bis zur sozialen Isolation

Neben der Berufstätigkeit leiden auch die sozialen Kontakte unter den wiederkehrenden Kopfschmerzanfällen, denn Cluster-Patienten sind während ihrer Schmerzepisoden absolut handlungsunfähig. Viele Betroffene ziehen sich aufgrund ihres Leidens so stark zurück, dass Freundschaften und Partnerschaften zerbrechen. Hier können nur Offenheit und Verständnis entgegenwirken. Mit Ausnahme dieser psychosozialen Folgen bleibt der Cluster-Kopfschmerz jedoch folgenlos, insbesondere zieht er keine körperlichen Folgen nach sich.

Quelle: DMKG – Deutsche Migräne- und Kopfschmerz-Gesellschaf, Broschüre zum Cluster-Kopfschmerz

Stand: 23.08.2013